SV Erdbach wächst an seinen Aufgaben

20161016_094043783_iosBreitscheid-Erdbach Am Abend nach fast sieben Stunden Bundesliga-Wettkampf packt Fabienne Plaum die vielen Eindrücke vom vergangenen Sonntag in vier Worte: „Was für ein Hammertag!“

Die Luftgewehrschützin des SV Erdbach war eine derjenigen in ihrem Team, die zum Start der Zweiten Bundesliga West über sich hinauswuchs. In den beiden Wettkämpfen gegen den SV Sulzbach (3:2, 1924:1942) und gegen Bundesliga-Absteiger SG Hamm (1:4, 1943:1952) standen bei Fabienne Plaum (391), Anne Becker (392) und Christian Lauer (393) gleich dreimal mehr als 390 Ringe auf der elektronischen Anzeigetafel. Damit übertrafen alle drei ihre Meldeergebnisse.

Dreimal mehr als 390 Ringe auf der Anzeige

Die drei aus dem Erdbacher Quintett, zu dem außerdem Peter Neumann und Jan Niklas Michel gehören, schossen in ihren beiden Wettkämpfen jeweils eine 100er-Serie – zehnmal die Zehn, besser geht es nicht. Christian Lauer brachte im Duell mit dem Franzosen Etienne Germond neben der 100 außerdem eine 99 ins Ergebnis ein – und wusste nach dem 36. der 40 abzugebenden Schüsse doch, dass er verloren hatte. Germond hatte eine 395 herausgehauen. Der Internationale hatte also nur maximal fünf seiner 40 Schüsse nicht perfekt in der zehn Meter entfernten Scheibenmitte platziert.

Erdbachs Vereinsvorsitzender Heiko Thielmann fieberte den ganzen Tag über mit einer Busladung Anhänger im Vereinsheim des SV Sulzbach mit. „Ich denke jedes Mal, dass es noch nie so spannend war“, sagte er am Dienstagnachmittag. Und doch ist er wieder einmal eines Besseren belehrt worden. Gegen Sulzbach feierten die Gäste den Sieg, den sie sich vorgenommen hatten. Dieser fiel mit 3:2 (1924:1942) und der wesentlich schlechteren Ringzahl aber hauchdünn aus.

Mit glühender Stirn geht es vom Schießstand

Christian Lauer (385:383 gegen Annika Giese), Anne Becker (392:390 gegen Jasmin Engel) und Jan Niklas Michel (388:386 gegen Rüdiger Reinsch) kamen bei ihren Siegen mit jeweils zwei Ringen mehr als ihre Gegner vom Schießstand.

Dass Christian Lauer sein Duell gegen die Tochter der Olympia-Teilnehmerin Carmen Giese gewann, lag am letzten Schuss der Sulzbacherin: Eine Sieben machte alles dahin. „Sie war dem Druck nicht gewachsen“, vermutete Heiko Thielmann – nicht nur die Kaltschnäuzigkeit Lauers vor der Scheibe, sondern auch der Zwischenstand und die Anwesenheit des großen Erdbacher Anhangs dürften einiges bewirkt haben.

Anne Becker wiederum glühte die Stirn, als sie vom Schießstand kam – sie plagte sich die ganze Woche über mit einer fiebrigen Grippe herum. Das hinderte sie nicht am Aufstellen des neuen Erdbacher Liga-Bestwerts von 392 Ringen. In der im Vergleich zu 2015/2016 stärkeren Zweiten Liga West ist selbst das nicht viel wert: Die ringbeste Schützin ihres Teams liegt in der Einzelabrechnung nach den ersten beiden Wettkämpfen mit einem Schnitt von 390,0 Ringen lediglich auf Rang 15.

Gegen Sulzbach waren Fabienne Plaum (381:392 gegen Leila Hoffmann) und Peter Neumann (378:391 gegen Michael Malkowski) von gutem Durchschnitt relativ weit entfernt. „1924 Ringe und Hamm als nächsten Gegner vor der Brust – wir haben gedacht: Oh Gott, was kriegen wir gleich auf die Mütze“, schilderte Heiko Thielmann die Stimmung zur Mittagszeit. Selbstverständlich hatte der Erstliga-Absteiger bei seinem 4:1 (1963:1940) über Inden/Altdorf die höchste Ringzahl aller Mannschaften erzielt.

Doch es kam anders. Das lag auch daran, dass Hamm seine Top-Scorer nicht mehr einsetzte. Die Französin Jennifer Olry (398 Ringe) und Dana Prüfe (396 Ringe) blieben draußen. Der Franzose Etienne Germond (395 Ringe) als gleichwertiger Ersatz erlegte an eins wie geschildert Christian Lauer (393 Ringe). Veronique Münster geriet allerdings an eine extrem starke Fabienne Plaum, die mit 391:387 triumphierte. Auch die drei anderen Erdbacher hielten mit: Anne Becker beim 388:391 gegen Inken Plengemeyer, Peter Neumann beim 387:390 gegen Julia Budde und Jan Niklas Michel beim 384:389 gegen Sina Röder. Hamm schoss trotz seines 4:1-Erfolges angesichts von 1952:1943 Ringen nur neun Zähler mehr heraus als Erdbach.

„Im Herzen haben wir gewonnen“

„Im Herzen haben wir diesen Wettkampf gewonnen“, meinte Heiko Thielmann. „Die Mannschaft hat gesehen, dass sie in der Lage ist, immer noch etwas mehr draufzupacken.“ In den sozialen Medien bedankten sich die Erdbacher am Sonntagabend bei ihren Fans, die mit in den Taunus gereist waren. Peter Neumann sprach von einer „geilen Unterstützung“. Und Fabienne Plaum schrieb: „Ihr habt uns zu jeder Zehn getragen. Was für eine Unterstützung, was für ein Hammertag!“

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